Vermessen

Wo fang ich an?
Wo höre ich auf?
Wie groß bin ich?
Was ist mein Maß?

Zuweilen strauchel ich, und wohl wir alle mal, über unerwartetes Gestrüpp auf dem Weg. Verheddern uns in losen Schicksalsfäden, in Gedanken, deren Eigenleben wir unterschätzt haben und die sich nun wie ein wirres Gespinnst über unseren Weg spannen – teils nur im richtigen Winkel sichtbar, wenn sich das Licht glitzernd darin verfängt. Mit einer reflexartigen Bewegung und einem entnervten Aufschrei versuchen wir uns ihrer zu befreien, doch wagen sie es, uns mitten im Gesicht zu kleben.

Welche wirren Weben verschleiern deinen Weg, deine Sicht?
Nach welchen Handlungssträngen greifst du, wo ist dein roter Faden?
Taugt der Stoff deiner Träume, Gedanken und Visionen – deiner Wahrnehmung, dich dir entsprechend zu kleiden?
Entspricht er deinem Maß und mit welchem Maß misst du dich eigentlich?

Bei all den Normen, Idealen und Etiketten Sammlungen die uns von unserem Umfeld bereitgestellt werden, mal mehr mal weniger gut beworben, sollte es wohl reichen einfach einmal kräftig zu schütteln, vielleicht noch ein paar eingestaubte Träume und Wünsche mit hinein und fertig wäre unser perfektes Maß. Natürlich allgemeingültig und auf Alles für den Rest unseres Lebens anwendbar.

Mit jedem Puzzleteil, das unser Weg uns aufzeigt, wird unser Maß größer, bis wir irgendwann eine Idee unserer wahren Reichweite haben, die uns hoffentlich in erfüllter Wortlosigkeit erstaunen lässt.

Doch das Maß, welches wir nutzen, nun, es ist mal dies mal jenes, da eigentlich keines richtig passt.
Aus dem Maß unserer einstmals kindlichen Vorstellungen, sind wir sicher längst herausgewachsen.
Dem Maß der Erwartungen, die wir denken, dass Andere sie an uns haben, können wir ohnehin unmöglich entsprechen.
Das Maß, mit dem wir uns messen wenn wir uns schlecht fühlen, ist viel zu klein und das Maß, wenn wir uns gut fühlen, reicht von irrelevant bis … na, zugegeben, manchmal etwas überschwänglich großzügig.
Was ist mit dem Maß unserer Träume, Visionen … aber auch Illusionen und Ängste?

Das Wort „Maß“ ist trügerisch, sind wir es doch gewohnt linear zu messen. Wir sind nicht linear. Selbst das Maß mit dem wir uns messen, passend oder nicht, wechselt von Umfeld zu Umfeld, mit der Zeit, nach Erfahrung und nach Stimmung. Doch tief darunter und auch wiederum von Außen, lässt sich erahnen, vielleicht sogar ganz klar erkennen wenn der Rote Faden, das wahre Maß, ganz woanders liegt. Sich nach fremdem Maß zu recken und zu strecken ist nur begrenz möglich und bereichernd. An unserem eigenen jedoch, haben wir unendliches Potenzial es zu erfüllen und anzuknüpfen.

In Allem seh’ ich mich,
dort auch vergehe ich.
Im Nichts ich sehe mich
und so entstehe ich.
Im Kreis, so lebe ich.
Mein Maß, bin ich!